Gegen das Vergessen
Traditionell besuchte die Jahrgangsstufe 10 unserer Schule, diesmal mit 164 Schülern, die nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen bei Oranienburg. An drei Tagen erinnerten und gedachten je zwei Klassen den Opfern der nationalsozialistischen und kommunistischen Gewaltherrschaft.
Schülerexkursionen zu Mahn- und Gedenkstätten spielen eine entscheidende Rolle in der historischen Bildung und der Förderung des gesellschaftlichen Bewusstseins. Diese Exkursionen ermöglichen es den Schülern, sich direkt mit der Geschichte auseinanderzusetzen und die Auswirkungen von Krieg, Verfolgung und Unrecht hautnah zu erleben. Der Besuch solcher Stätten fördert nicht nur das Verständnis für die Vergangenheit, sondern regt auch zur Reflexion über die Werte von Toleranz, Respekt und Menschenrechten an.
Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde 1936 von den Nationalsozialisten in der Nähe von Oranienburg errichtet und diente zunächst als Modelllager, nach dem alle Konzentrationslager auf deutschem Boden ausgerichtet werden sollten. Im Laufe der Jahre wurden dort zehntausende Menschen aus verschiedenen politischen, ethnischen und sozialen Gruppen inhaftiert, darunter Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, Homosexuelle, sog. Asoziale und andere Verfolgte. Die Häftlinge litten unter unmenschlichen Bedingungen, Zwangsarbeit und systematischer Gewalt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die sowjetische Besatzungsmacht das Lager und richtete dort das Speziallager Nr. 7 ein. Dieses Lager diente der Inhaftierung von ehemaligen Nationalsozialisten, politischen Gegnern und Personen, die als Bedrohung für die sowjetische Herrschaft angesehen wurden. Die Bedingungen im Speziallager waren ebenfalls menschenunwürdig, und viele Häftlinge starben aufgrund von Unterernährung, Krankheiten oder Misshandlungen.
Heute ist die Gedenkstätte Sachsenhausen ein Ort des Erinnerns und der Aufarbeitung der Verbrechen, die sowohl im nationalsozialistischen Konzentrationslager als auch im sowjetischen Speziallager begangen wurden. Sie dient der Aufklärung über die Geschichte und der Mahnung, damit sich solche Gräueltaten nicht wiederholen.
Durch die persönliche Auseinandersetzung mit den Geschichten und Schicksalen der Menschen, die an diesen Orten litten, entwickeln die Schüler Empathie und ein tieferes Bewusstsein für die Verantwortung, die sie in der heutigen Gesellschaft tragen. Zudem bieten diese Exkursionen eine wertvolle Gelegenheit, den Dialog über aktuelle gesellschaftliche Themen zu fördern und das Bewusstsein für die Gefahren von Extremismus und Intoleranz zu schärfen. Insgesamt tragen Schülerexkursionen zu Mahn- und Gedenkstätten wesentlich zur Bildung einer informierten und verantwortungsbewussten Generation bei.
Das Verlesen von Zeitzeugenberichten und Gedenkworten übernahmen Meike Kirscht, Niklas Schmock, Danny Müller, Lara-Sophie Burmeister, Ella-Marie Pötzsch und Damien Werlich, denen dafür ein besonderer Dank gebührt.
Die jeweils mehrstündigen Führungen standen unter der sachkundigen Leitung von Frau A. Melchert und Herrn R. Johs.
Fotos: privat
R. Johs