Déportés, leur ultime transmission

Im Rahmen eines Projektes des Französisch-, LER-Unterrichts und der AG Schule mit Courage besuchten am 19.09.2024 Schüler und Schülerinnen des Jahrgänge 11 und 12 eine Ausstellung und einen Vortrag im Institut Français in Berlin. Die französische Fotografin und Autorin Karine Sicard Bouvatier hat ein dreijähriges Projekt über die Weitergabe der Erinnerung zwischen den letzten Überlebenden der Todeslager und der heutigen Jugend durchgeführt. Ihr wurde bei den Begegnungen mit Überlebenden aus den Vernichtungslagern bewußt, dass die heutige Jugend wohl die letzte Generation ist, die noch mit den Überlebenden in direkten Austausch treten kann: Die Idee war geboren, die Überlebenden mit Jugendlichen zusammenzubringen, die in dem Alter sind, in dem sie damals selbst deportiert worden sind. 25 solcher Menschenpaare hat sie zusammengebracht, die sich über diese Zeit austauschten. Sie schrieb dazu Texte und erstellte jeweils ein gemeinsames Foto. Jedes Schicksal war für sich ergreifend. Die Ausstellung zu ihrem Buch: „Déportés, leur ultime transmission“ wird im Institut Français in Berlin gezeigt. Wir hatten die Gelegenheit die Ausstellung im Beisein von Karine Sicard Bouvatier und Léon Placek, einem jetzt 91 Jährigen, der mit 10 Jahren ins Vernichtungslager Bergen-Belsen gekommen war, zu betrachten. Anschließend hielt Léon Placek im Institut Français einen bewegenden Vortrag über seine Geschichte in Bergen-Belsen. Einem Kind von 10 Jahren, dass mit seinem 8-jährigen Bruder und seiner Mutter nach Bergen-Belsen deportiert wurde und dort Dinge erlebte, die man niemandem wünscht und die man sich so auch nicht vorstellen würde. Man versuchte jeden Tag zu überleben, hatte keine Zukunft und keine Freunde – nur Hunger und das ständig. Herr Placek hat extra für diesen Vortrag und die Ausstellung Berlin erstmals seit 50 Jahren wieder besucht. Wir danken ihm sehr für diese Möglichkeit, ihn gehört haben zu dürfen. Die Schüler lauschten seinen Ausführungen gebannt und hatten anschließend die Möglichkeit, ihm Fragen zu stellen. Nach dem Vortrag blieben wir noch im Institut Français zusammen, um gemeinsam über das Gehörte zu reden.

Die Ausstellung betrachteten wir im Beisein der Autorin und Fotografin Karine Sicard Bouvatier und dem Zeitzeugen Léon Placek.
Léon Placek und Karine Sicard Bouvatier
Die Arolsen Archives unterstützten die Ausstellung.
Noch immer gibt es viele Dokumente, die erschlossen werden müssen.

Im Nachgang bedankte sich auch das Institut Français für unsere Teilnahme: „Ich möchte mich nochmals im Namen des Institut Français und der Botschaft herzlich bedanken. Herzlichen Glückwunsch an ihre Schüler, die in ihren Beiträgen viel Relevanz und ein erfreuliches Interesse gezeigt haben. Herr Placek hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass dieser Besuch ein Highlight seiner Reise nach Berlin war und ihn sehr bewegt hat.“

Auf dem Rückweg legten wir einen Halt in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein, einem eindringlichen Mahnmal des Zweiten Weltkriegs.

Innenraum der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Erbaut von Egon Eiermann.

Auch das Mahnmal am Breitscheidplatz zum Attentat vom 19.12.2016 ließ uns nicht unberührt.

Voller intensiver Eindrücke fuhren wir wieder nach Schwedt/Oder zurück. Die Schüler und Schülerinnen waren sich einig, dass sie an diesem Tag eine Menge gelernt hatten und dieses Erlebnis nicht so schnell vergessen werden.

Wir bedanken uns ausdrücklich für die freundliche Aufnahme im Institut Français und die Einladung zu dieser Veranstaltung.

„Halte die Augen offen. Sei in der Lage, nein zu sagen zur Menschenverachtung, und ja zu Würde und Respekt.“ Marie-José Chombart de Lauwe, Überlebende des Holocaust, die ebenfalls in der Ausstellung gezeigt wurde.

SOR – SMC Landestreffen – Courage-Schulen – im Netzwerk verbunden, aktiv und wirksam

Am 4.Juli.2024 trafen sich die Schulen des Netzwerkes Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage im brandenburgischen Landtag in Potsdam. Jede Schule konnte mit drei SchülerInnen, einer Lehrkraft und einer Schulsozialarbeiterin teilnehmen. Wir konnten erleben, was andere Schulen für Projekte machen, konnten uns in Workshops weiterbilden, austauschen und uns inspierieren lassen. Was wir mitgenommen haben, ist das beglückende Gefühl mit unseren Visionen nicht alleine zu sein. Aus dieser Stärke entstand die Idee, eine AG an unserer Schule zu gründen. Die Rückfahrt nutzen wir für eine erste Sitzung: 1. Schüler und Schülerinnen sollen den neuen Siebtklässlern dieses Netzwerk vorstellen. 2. Ein Brief solle an unseren politischen Paten gesendet werden, um Unterstützung für ein neues Schild an unserer Schule zu erbitten. 3. Beim Tag der offenen Tür solle das Projekt mit einem Stand im Eingangsbereich der Schule vertreten sein. 4. Der Talsandkodex solle in dieser Hinsicht neu überarbeitet werden. 5. Das Projekt solle in der Schule sichtbarer werden. 6. Das Logo gehört auf die Homepage der Schule. 7. Beim Antirassismustag soll einen Kochworkshop an unserer Schule angeboten werden. 8. Eine Präsentation der Ausstellung „Baseballschlägerjahre in Schwedt/Oder“ des Seminarkurses 12 soll anläßlich den Antirassismustages stattfinden.

Die Gründung unserer AG „Schule mit Courage“ – sie steht allen Schülerinnen und Schülern der Talsandschule zur Mitwirkung offen – erfolgte am gleichen Tag wie die Eröffnung der Synagoge in Potsdam, nämlich am 4. Juli 2024. Wir sind dankbar aktives Miglied in diesem Netzwerk von „Schulen mit Courage“ von mittlererweile 4400 Schulen in Deutschland, davon 104 in Brandenburg, zu sein.

Unser Versprechen vom 25.September.2019 lautet:

01. Ich setze mich dafür ein, dass meine Schule nachhaltige Projekte, Aktionen und Veranstaltungen durchführt, um Diskriminierung, insbesondere Rassismus, zu überwinden.

02. Wenn an meiner Schule Gewalt, diskriminierende Äußerungen oder Handlungen ausgeübt werden, dann wende ich mich dagegen, spreche dies an und unterstütze eine offene Auseinandersetzung, damit wir gemeinsam Wege finden, einander respektvoll zu begegnen.

03. Ich bin aktiv, damit meine Schule jedes Jahr Projekte gegen alle Formen von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, durchführt.

Zeitzeugenbericht von Esther Senot, Shoah-Überlebende und von Drancy nach Auschwitz Deportierte

Am Dienstag, den 4. Juni 2024 um 18 Uhr konnten Schülerinnen und Schüler des Französischkurses Jahrgang 10 sowie einzelne Schülerinnen und Schüler der LER Kurse der Klassen 10 bei Frau Diller freiwillig in die Französische Botschaft in Deutschland/Berlin kommen, um sich den Bericht von Esther Senot anzuhören und im Rahmen einer Frage-Antwort-Runde mit ihr in Austausch zu treten. Für dieses Treffen wurde ein System zur Simultanverdolmetschung eingerichtet: Auch wenn eine Affinität zum Französischen von Vorteil war, war es somit nicht notwendig, die Sprache zu sprechen.

Esther Senot wurde in Polen geboren und wuchs mit sechs Geschwistern in Frankreich auf, wohin ihre Eltern als nichtpraktizierende Juden und Kommunisten 1930 mit ihr emigriert waren. Während des Zweiten Weltkriegs hatte ihre Familie stark unter den Verfolgungen der Nationalsozialisten zu leiden. Ihr Bruder Marcel wurde deportiert und starb in Auschwitz, während ihre Eltern und ihr Bruder Achille bei der Razzia des Wintervelodroms festgenommen und schließlich nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort getötet wurden. Ihre in Birkenau internierte Schwester Fanny kam dort ebenfalls ums Leben. Esther Senot wurde auf den Todesmarsch geschickt und anschließend in verschiedene Lager überstellt. Im Mai 1945 wurde sie in Mauthausen befreit. Lediglich drei ihrer Brüder haben überlebt: Einer von ihnen hatte sich dem Widerstand in Afrika angeschlossen, ein weiterer lebte in der UdSSR und der dritte arbeitete in Frankreich.

Foto d’Esther Sénot copyright: Ambassade de France en Allemagne / M. Ulrich

Wir bereiteten uns im Unterricht mit kleinen Videos von Esther Senot vor und waren sehr gespannt auf den Bericht und die Botschaft. Der Saal war sehr gut gestuft, so dass alle Zuhörer eine gute Sicht hatten. Esther Senot trat munter in den Saal hörte sich die Lobreden, die zur Einführung gehalten wurden an und sprach dann eineinhalb Stunden über ihr Leben und beantwortete im Anschluss alle Fragen der Schülerinnen und Schüler. Es war ein bewegender Bericht für die Schüler und Schülerinnen und alle waren dankbar dafür, das Sie mit 96 Jahren die Reise von Frankreich nach Deutschland auf sich genommen hatte, um von ihren Erfahrungen zu berichten.

Foto copyright: Ambassade de France en Allemagne / M. Ulrich

Esther Senot hat lange gebraucht, um ihre Erlebnisse so verarbeitet zu haben, dass sie vor Schulklassen darüber berichten kann. Sie tut dies seit 1985. Ein Satz von ihr war sinngemäß: „Wer einmal in Auschwitz war, verläßt es nie wieder.“ Die Möglichkeit, noch einen Überlebenden live zu hören, verdanken wir dem Institut français Deutschland und der Außenstelle der Commission d’indemnisation des victimes de spoliation (Kommission für die Entschädigung der Opfer von Enteignungen) in der Französischen Botschaft in Deutschland, die zu diesem Zeitzeugenbericht von Esther Senot, Shoah-Überlebende und von Drancy nach Auschwitz Deportierte, eingeladen hatten. Vielen Dank dafür!

Die Schüler und Schülerinnen der Talsandschule vor der französischen Botschaft in Berlin.

In der Schule berichteten die Schülerinnen und Schüler in dem Französischkurs und in den LER-Kursen von diesem Abend, wir schauten weitere Videos von Esther Senot und gaben unser Erlebtes weiter und vertieften unser Wissen um diese so unmenschliche Zeit. Es war für den Französischunterricht ebenso wie für den LER-Unterricht eine sehr wertvolle Bereicherung!

Kommentar von Herrn Cnyrim: „Unsere Schülerinnen und Schüler erlebten einen bewegenden und erschütternden Lebensbericht. Frau Senots Zeitzeuginnenbericht erinnerte jeden an seine eigene Verantwortung für gelebte Gerechtigkeit, für den Schutz der Menschenwürde und für das mutige Eintreten für die Freiheit jedes Menschen. Allen Teilnehmenden danke ich sehr für die freiwillige Teilnahme, die gute Vertretung unserer Talsandschule und das ehrliche Interesse. Berichtet den anderen!

LER Projekt Ausgrenzung Jahrgang 9

Im Rahmen des LER Unterrichts führten wir im jüdischen Museum der Stadt Schwedt ein Projekt zum Thema Ausgrenzung durch. Dies bestand aus drei Teilen: Zum einen erhielten die Schülerinnen und Schüler eine Führung durch die aktuelle Ausstellung Im Reich der Nummern – Wo die Männer keine Namen haben. Die Novemberpogrom-Gefangenen des KZ Sachsenhausen – Haft und Exil, die den Schülerinnen und Schülern einen eindringlichen Eindruck in die extreme Form der Ausgrenzung von Juden im 3. Reich gewährte. Den Begriff „Schutzhaft“ lernten die Schülerinnen und Schüler kennen, der nichts mit Schutz zu tun hatte (Framing). Der zweite Teil bestand in einem Spiel, indem die Schülerinnen und Schüler in unterschiedliche Rollen schlüpften und dann erlebten, wie sie ausgegrenzt wurden. Als drittes gab es eine Gruppenarbeit, die sich mit den geschichtlichen Fakten 1933-1945 beschäftigte und dabei immer wieder den Blick auf die konkreten lokalhistorischen Fakten in Schwedt lenkte und anhand eines Zeitstrahls durch den ganzen Garten des Museums von den Schülern gelegt wurde. Die äußerst gepflegte Umgebung des Ensembels trug sehr dazu bei dieses Plädoyer für Mitmenschlichkeit, für das das Projekt stand, zu unterstützen. Wir danken dem freundlichen und kompetenten museumspädagogischen Personal ausdrücklich für ihr Engagement! Und kommen im nächsten Jahr wieder mit dem Jahrgang 9!

Besuch des außerschulischen Lernortes Dominikanerkloster Prenzlau – Kulturzentrum und Museum

Der Jahrgang 7 der Gesamtschule Talsand erlebte in der Woche vom 17. bis 21. Juni 2024 praxisnahen Unterricht im außerschulischen Lernort Dominikanerkloster Prenzlau – Kulturzentrum und Museum. Im Rahmen des LER-Unterrichts stand das Thema Christentum im Jahrgang 7 an. Was lag da näher, als ein ehemaliges Kloster zu besichtigen, zumal Klöster für eine ganz besondere Art christlicher Spiritualität und Baukunst stehen. Im Rahmen einer Führung durch die Nikolaikirche und die historischen Schauräume des kulturhistorischen Museums mit seinen gewölbten Kreuzgängen, seinem Refektorium mit Wandmalerei, und der von einem Sternegewölbe überragten Frauenkapelle – konnten die Schülerinnen und Schüler die historische Architektur eines Klosters in seiner Gänze erleben, erspüren und erkunden. Einen Eindruck von der christlichen Ausstattung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Kirchen vermittelten die im Museum ausgestellten Heiligenfiguren und Altäre, wobei die Figuren des Altars der Marienkirche von Prenzlau ein wirkliches Highlight darstellen, da sie zu den eindrucksvollsten Zeugnissen mittelalterlicher Kunst im norddeutschen Raum zählen. Wir bedanken uns sehr bei den Mitarbeiterinnen des Kulturhistorischen Museums im Dominikanerkloster, Frau Dr. Katrin Frey und Frau Julia Bost-Topp, für ihre fachkundigen Führungen durch die Klosteranlage, sowie bei Herrn Dr. Stephan Diller, dem Leiter des Dominikanerklosters, der uns interessante Einblicke in die Geschichte, Struktur, Arbeit und internationale Vernetzung des Kulturzentrums gewährte und über zukünftige Projekte des Hauses informierte. Nach der genüsslichen Pause im Klostergarten – die roten und schwarzen Johannisbeeren waren gerade reif – ging es weiter auf den Steintorturm, ehemals Teil des mittelalterlichen Stettiner Stadttores, um den Blick über die Stadtlandschaft und den Uckersee zu genießen. Bei einem Rundgang entlang der alten Stadtmauer passierten die Schüler zahlreiche Wickhäuser und erfuhren an der historischen Wasserpforte zum Uckersee, warum die einst hier stehende Synagoge der Stadt Prenzlau heute aus dem Stadtbild verschwunden ist.  Alles in allem ein gelungener Tag an einem außergewöhnlichen außerschulischen Lernort. Dank des kürzliche geschlossenen Kooperationsvertrages zwischen der Gesamtschule Talsand und dem Dominikanerkloster Prenzlau und dank der vom Landkreis Uckermark finanzierten kostenfreien Schülertickets für den öffentlichen Nahverkehr in der Uckermark entstanden für die Eltern der Schülerinnen und Schüler keine Kosten. Wir haben die Termine für den nächsten Jahrgang 7 Ende des Schuljahres 2024/2025 schon gebucht!